Einer der bedeutendsten Künstler*innen unserer Zeit und ein besonderer Mensch ist am vergangenen Samstag, den 29. Mai 2021 von uns gegangen: Dani Karavan, der Schöpfer zahlreicher Monumente und Gedenkorte auf der ganzen Welt – unter anderem des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin. Wir trauern um diesen einzigartigen Menschen und sind in unseren Gedanken bei seiner Familie. Möge er in Frieden ruhen und sein Vermächtnis nie vergessen werden.

 

Menschen mit Rosen und Roma-Flaggen um die Schulter stehen am Roma-Resistance-Day am Denkmal für die ermorderten Sinti und Roma Europas

Mahnwache am Roma Resistance Day am 16. Mai am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas

 

„Ein Ort innerer Anteilnahme, ein Ort, den Schmerz zu fühlen, sich zu erinnern und die Vernichtung der Sinti und Roma durch das nationalsozialistische Regime niemals in Vergessenheit geraten zu lassen. Ist ein solcher Ort überhaupt möglich? Ist das Mögliche vielleicht die Leere, das Nichts? Habe ich in mir die Kraft, einen Ort des Nichts zu erschaffen? An dem es nichts gibt. Keine Worte, keine Namen, kein Metall, keinen Stein. Nur Tränen, nur Wasser, umringt von den Überlebenden, von jenen, die sich des Geschehenen erinnern, von denen, die das Grauen kennen, und anderen, die es nicht kannten. Sie alle spiegeln sich hier, auf dem Kopf stehend, im Wasser der tiefen, schwarzen Grube, während der Himmel sie bedeckt – das Wasser, die Tränen. Nur ein einzelner kleiner Stein, der versinkt und emporsteigt, wieder und wieder, Tag für Tag. Und auf ihm jeden Tag eine neue kleine Blüte, um sich jedes Mal aufs Neue zu erinnern, in Erinnerung zu rufen, unentwegt, bis in alle Ewigkeit.“

Dani Karavan über das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas

Ort der Trauer und des Mahnens

Selbst 1930 in eine jüdische Familie geboren, hat Dani Karavan mit außerordentlicher Einfühlsamkeit und einem vehementen Engagement einen Ort im Herzen Berlins geschaffen, an denen alle Generationen von Roma* und Sinti* ihren Toten gedenken – denn Gräber haben die Ermordeten nicht. Das Denkmal wurde seit der Einweihung 2012 zu einem zentralen Ort der Trauer, aber auch des Mahnens. Wie es Dani Karavan selbst einmal ausgedrückt hat: „Heutzutage ist ein Künstler bei der Arbeit meistens eine politische Person. Meiner Meinung nach kann man Kunst und Politik nicht trennen.“

 

„Ich werde es mit meinem Körper schützen“

Auch deswegen setzte er sich unentwegt für seine Kunstwerke auch nach der Fertigstellung ein. So trat er in den vergangenen Monaten unmissverständlich für den vollständigen Erhalt des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma Europas ein und lehnte alle bisherigen Vorschläge für Trassenführungen der geplanten S21 in Berlin ab. „Wenn es jemand wagt, einen Teil des künstlerischen Ensembles des Denkmals zu berühren, werde ich persönlich kommen und es mit meinem Körper schützen, den Angreifer verklagen und einen internationalen Skandal auslösen“, erklärte Karavan im Juni 2020 für den Tagesspiegel. „Gerade im aktuellen Kontext rassistischer Übergriffe würde jede Beschädigung des Denkmals Sinti und Roma verletzen.“ „Eine Straßenbahnlinie“, so Karavan, „kann bewegt werden, aber kein Kunstwerk.“

Auch dafür werden wir Dani Karavan als Kämpfer und Verbündeten unserer Sachen auf ewig in unserem Herzen tragen und werden sein Lebenswerk stets ehren. Loki te ovol ti phuv.