Wir sind geschockt darüber, dass der Senat heute die angeblich „einzig sinnvolle und insgesamt verträglichste Variante“ der neuen S-Bahn-Strecke unter dem Regierungsviertel beschlossen hat. Damit setzt sich die Berliner Regierung bewusst über die zahlreichen Stimmen hinweg, die seit Jahren vor der Zerstörung des Denkmals für die ermordeten Sinti* und Roma* Europas warnen:

Der verstorbene Architekt des Denkmals, Dani Karavan, vertrat unmissverständlich den Standpunkt, dass durch die Baumaßnahmen sein Kunstwerk irreparabel beschädigt wird: „Jede Veränderung an den Bäumen würde die Abgeschiedenheit des Denkmals von der Stadt zerstören und seine Funktion als Ort der Kontemplation und Meditation drastisch beeinträchtigen“.

Holocaust-Überlebende, wie der niederländische Sinto Zoni Weisz, sehen in dem Denkmal ein symbolisches Grab. Zoni Weisz sagte wortwörtlich: „Lasst unser Denkmal unberührt, damit unsere Toten ihre ewige Ruhe finden“. 

Auch die Stiftung Denkmal stellt fest: Ihren gesetzlichen Auftrag, die Erinnerung an die ermordeten Sinti* und Roma* Europas und deren Würdigung, könnte sie mit der geplanten Bau-Variante 12h nicht mehr in geeigneter Weise sicherstellen.

Zahlreiche Selbstorganisationen von Roma* und Sinti* in ganz Europa protestieren lautstark, Bündnisse wurden geschmiedet, Petitionen veröffentlicht, Diskussionsveranstaltungen durchgeführt, zuletzt ein offener Brief mit über 250 prominenten Unterschriften an den Senat überreicht. Familie Karavan hat eine Urheberrechtsklage anvisiert.

Und dennoch äußerte heute die Verkehrssenatorin Manja Schreiner ihre Hoffnung darüber, „dass wir die Sinti und Roma von unseren guten Absichten überzeugen konnten“. Das klingt in unseren Ohren wie Hohn, zumal keinerlei Information über den anstehenden Beschluss erfolgte. Wir erfuhren davon aus der Presse. Dies ist ein Schlag ins Gesicht nicht nur der Sinti* und Roma*, der Ermordeten, der Überlebenden und ihren Angehörigen, nicht nur aller, die seit Jahren immer wieder auf ein Umdenken in den Plänen pochen, sondern der gesamten Gesellschaft, der eine wahre Erinnerungskultur etwas bedeutet.

Wir haben heute eine Protestaktion im Roten Rathaus abgehalten und werden sämtliche Mittel nutzen, um weiter gegen den S-Bahn-Bau unter dem Denkmal zu kämpfen. Unser Denkmal bleibt!