Vision Erde: Völker und ihre Orte
Filmabend mit Diskussion
7. April 2023 @ 19:00 – 23:00
Die Klimaveränderung und der vermeintliche gesellschaftliche Fortschritt zerstören Völker und ihre Kulturen weltweit: Die indigene Bevölkerung im Norden Pakistans wurde durch Naturkatastrophen gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen. Romani Travellers in Großbritannien werden wiederum an der traditionellen nomadischen Lebensweise gehindert, indem die alten Berufe wegfallen und das Anhalten kriminalisiert wird. Auch die traditionell nomadischen, indigenen Völker der Mongolei und Sibiriens verlieren allmählich die Möglichkeit, ihre Kultur auszuüben– obwohl sie durch die Anerkennung der Natur als lebendige und belebte Gemeinschaft und durch das Ausweiten des sozialen Bewusstseins nicht nur auf die Menschheit, sondern auch auf die Umwelt, ein Vorbild für eine überlebensfähige, umweltbewusste Gesellschaft sein könnten.
Nach den Filmaufführungen folgt eine Diskussion zum Thema der filmischen Darstellung von Folgen des Umweltrassismus und der Zerstörung von traditionellen Lebensorten und Lebensweisen sowie darüber, wie die Filmkunst Visionen für die Zukunft der Erde festhalten kann.
The Sky is Far, the Earth is Tough
Von Haya Fatima Iqbal
Pakistan 2021, 33 Minuten
Wie wirken sich Klimawandel und Naturkatastrophen auf den Norden Pakistans aus? Welche Auswirkungen haben sie auf die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden der Berggemeinden? Vor dem Hintergrund von Umwelt- und Klimakatastrophen sind die Menschen in Ghizer, die Gilgit Baltistan, stark von Ängsten, posttraumatischem Stress, Depressionen bis hin zum Selbstmord betroffen. Eine junge Mutter, ein blinder älterer Dichter und ein Ersthelfer öffnen sich der Kamera.
Der Film ist Teil einer Filmreihe, die von Filmemacher*innen aus Pakistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Indien im Rahmen einer gemeinsamen Initiative der Aga Khan University, der Aga Khan Agency for Habitat, der Aga Khan Foundation und der University of Central Asia produziert wurde.
Regisseurin, Produzentin und Kamerafrau: Haya Fatima Iqbal
Haya Fatima Iqbal ist eine mit dem Academy Award und dem zweimaligen Emmy Award ausgezeichnete Dokumentarfilmerin. Sie führt Regie, produziert und dreht Filme in ganz Pakistan. Haya ist Acumen- und Fulbright-Stipendiatin. Sie hat einen Master in Nachrichten- und Dokumentarfilm an der New York University erworben. Sie unterrichtet Journalismus. Außerdem bildet sie in Pakistan und im Ausland Menschen in den Bereichen Storytelling, Filmemachen und Journalismus aus. Haya ist Mitbegründerin der Documentary Association of Pakistan (DAP), einer Initiative zur Förderung der Kultur des Dokumentarfilms im öffentlichen Raum in ganz Pakistan.
The Fourfold
Von Alisi Telengut
Kanada 2020, 8 Minuten
Basierend auf dem alten animistischen Glauben und schamanischen Ritualen in der Mongolei und Sibirien erforscht der animierte Kurzfilm die indigene Weltsicht und Weisheit. Mit handgemalten Bildern werden die Ideen des Animismus für die Gesundheit des Planeten und die nichtmenschliche Materie zurückgewonnen.
Alisi Telengut ist eine kanadische Künstlerin mongolischer Herkunft, die in Berlin lebt und arbeitet. Sie ist für den Canadian Screen Award nominiert und hat den Québec Cinéma Award – Prix Iris in der Kategorie Bester Animationsfilm gewonnen. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen internationalen Preisen und Nominierungen ausgezeichnet, darunter Bester Kurzfilm beim Stockholm Film Festival (Schweden), Bester Animationsfilm beim Brussel Independent Film Festival (Belgien), Jury Award beim Aspen Shortsfest (USA). Alisis Arbeiten wurden international gezeigt und ausgestellt, u. a. im Academy Museum of Motion Pictures (USA), auf dem Sundance Film Festival (USA), dem TIFF (Kanada), dem Canadian Cultural Centre in der Botschaft von Kanada in Frankreich, dem Czong Institute for Contemporary Art (Südkorea) und dem UNESCO-Welterbe Zollverein (Deutschland). Neben ihrem einzigartigen visuellen Stil haben ihre Arbeiten auch zur ethnografischen und ethnokulturellen Forschung beigetragen.
Sqrauks
Von Lisa Smith
Großbritannien 2023, 7 Minuten
Die 74-jährige Romni und Großmutter Margaret Smith war einst eine der vielen nomadischen Arbeiteri*nnen, die als intensive und billige Arbeitskräfte das Prosperieren der landwirtschaftlichen Industrie in Wales ermöglichten. Die saisonalen Reisemuster und die Arbeit wurden jedoch durch den Kapitalismus unterbrochen, die alten Aufenthaltsorte der Familie wurden verbaut und gentrifiziert, und heute wird ihre kulturelle Praxis des Nomadentums vom Staat kriminalisiert. Sqrauks ist das Wort aus dem englischen Romanes für Kartoffeln, aber welche Symbolik hat dieses Gemüse für Margaret und welche Rolle spielt es weiterhin in ihrem Leben?
Lisa Smith ist Co-Kuratorin des Internationalen Roma-Film-Festivals AKE DIKHEA?. Zu ihren jüngsten Arbeiten als Kreativproduzentin gehören acht animierte Kurzdokumentarfilme (2022), die auf dem Leben von Holocaust-Opfern und Überlebenden der nationalsozialistischen Verbrechen an den europäischen Sinti* und Roma* basieren. Die Filme sind Teil einer neuen Freiluftausstellung am Denkmal im Tiergarten, die im Februar 2023 eröffnet wurde. Sie hat auch an einer Reihe von Spiel- und Dokumentarfilmen für NGOs und Medienorganisationen gearbeitet und hat einen Master in Inklusionspädagogik. Sie ist Vorsitzende von ACERT (The Advisory Council for the Education of Romani & other Travellers) und berät das britische Ministerium für Bildung. Von 2015 bis 2021 arbeitete sie als Journalistin und Redakteurin bei Travellers’ Times, einem nationalen Magazin, das eine Gegenerzählung zur vorherrschenden Mediendarstellung der Roma* und Traveller im Vereinigten Königreich schaffen soll.
Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „ROMADAY 2023: No Climate For Nomads”, das vom Hauptstadtkulturfonds gefördert wird. Das gesamte Programm befindet sich unter romaday.info.