Codes of Resistance – Performance von Hamze Bytyçi 

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Codes of Resistance – Performance von Hamze Bytyçi 

Romani Resistance Day 

Denkmal für die ermordeten Sinti* und Roma* Europas, Simsonweg, Berlin

16. Mai 2023 @ 17:00

„Wir wären alle bereit gewesen zu schießen, denn wir hatten sowieso nichts zu 

verlieren.“ (Walter Winter) 

Kulturelle Codes verbinden uns mit unserer Identität und unserer Geschichte. Sie tragen die Erinnerung und das Erbe der Vergangenheit weiter und sind auch selbst Gegenstand unserer Erinnerung. 

Der Künstler und Kurator Hamze Bytyçi setzt sich mit dem von seiner Familie vererbtem Code auseinander, sich die Fingernägel grundsätzlich tagsüber, vor dem Sonnenuntergang zu schneiden, und sie immer in der Erde zu vergraben. Es gibt verschiedene Gründe, warum. Eine Erklärung lautet, sich vor den Geistern zu schützen, die nach dem Ableben auf der Suche nach einem Selbst sind, nach dem Weltlichen. 

Die Performance „Codes of Resistance” untersucht die mystische Kraft der abgeschnittenen Fingernägel als körperliche Spuren, die eine Verbindung zum Vergangenen herstellen und zugleich die Verwurzelung im Hier und Jetzt stärken. Wie weit zurück muss man in der Geschichte gehen, um Kraft für den immerwährenden Kampf gegen den unmenschlichen Rassismus zu schöpfen, der bis zum Auslöschen des Lebens führen kann? 

Wenn es um die Geschichte von Roma* geht, lautet die gängige Erzählung, dass der Weg vor 1.000 Jahren in Indien begann. Für viele endete er in der Vernichtung, deren bekanntestes Symbol Auschwitz ist. Weniger bekannt ist der Widerstand, den Sinti* und Roma* im „Zigeunerfamilienlager“ von Auschwitz-Birkenau am 16. Mai 1944 leisteten, als die SS das Lager schließen und all seine Inhaftierten in den Gaskammern ermorden wollte. Doch diese griffen zu improvisierten Waffen, verbarrikadierten sich in ihren Baracken, entschlossen zum Kampf. Dank dieses einmaligen Aktes der Gegenwehr wurden mehrere tausend Leben gerettet. Für einen Moment keimten Hoffnung und Ermächtigung aus dem Morast der Vernichtung.  

Am 16. Mai kehrt Bytyçi zu genau diesem geschichtlichen Zeitpunkt zurück, um aus der Kraft seiner Vorfahrer, aus ihrer Entschlossenheit zu schöpfen – inmitten der Aussichtslosigkeit und Erschöpfung des Todeslagers.  

Im Land der Täter*innen symbolisiert das Denkmal für die ermordeten Sinti* und Roma* Europas die Sühne und die angeblich angestrebte Versöhnung. Doch auch diese steht zur Disposition und soll einer Bahnstrecke weichen. Durch die drohende Entwurzelung der Bäume, die ein Teil des Denkmals sind, wird einmal mehr der Boden unter den Füßen von Millionen Roma* in Europa entzogen. Das vererbte Ritual des Nägelschneidens verwandelt sich in einen Code des Widerstands, um die Wurzel der Bäume und der Roma* auf der ganzen Welt zu schützen.  

Die Performance „Codes of Resistance“ wird von Laura Patchen (USA) auf der Tabla und Mila Morgenstern (DE) auf der Bansuri musikalisch begleitet. 

Die Performance ist Teil des Projekts „Codes of Memory“ der „Coalition for Pluralistic Public Discourse” (CPPD) in Kooperation mit RomaTrial e.V., kuratiert von Hamze Bytyçi. Vielen Dank an die Stiftung Denkmal für die freundliche Ermöglichung der Performance. Titelbild: Ausschnitt aus dem Kurzfilm „Menschen können zweimal sterben“, Zeichnung: Freddie Denton. 

Free

RomaTrial e.V.

Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas

Simsonweg
Berlin, Berlin 10557 Germany
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0049-30-26 39 43-0
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