Pressemitteilung

Berlin, 30. April 2019

Anlässlich des Internationalen Tags des Jazz stellt RomaTrial e.V. das einjährige Jazzkünstlerinnen-Projekt vor, das 2019 die Förderung der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa erhalten hat. Es unterstützt drei Musikerinnen mit Roma-,  bzw. Sinti-Hintergrund, die Klischees jeglicher Art widerlegen.

Das Projekt RomnjaJazz reagiert auf anhaltende Benachteiligung und die Unterrepräsentanz von Frauen, insbesondere von Musikerinnen und Komponistinnen, die sich zu „People of Color“ zählen oder einen anderen Minderheitenhintergrund haben, in der Jazzszene.

Von Februar bis Dezember 2019 arbeiten die Jazzmusikerinnen und -komponistinnen Riah Knight, Matilda Leko und Tayo Awosusi-Onutor mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen zusammen, um ihre künstlerische Entwicklung voranzutreiben, ihre praktischen Management-Fähigkeiten zu verbessern und ein attraktives Image für ihre Selbstpräsentation zu kreieren. Das Programm teilt sich in drei Phasen auf: Sichtbarkeit, Komposition und Kollaboration. Neben Workshops und Entwicklung neuer Musikstücke sind auch gemeinsame Auftritte in Berlin geplant. „Ich denke, dieses Projekt ist wirklich notwendig, nicht nur für unsere Community und die Art, wie wir Platz im Mainstream einnehmen, sondern auch für Frauen in der Berliner Jazzszene allgemein. RomnjaJazz ist eines von vielen Beispielen dafür, wie Frauen in der Sinti- und Roma-Kunst und im Aktivismus in den Vordergrund treten. Wir sind viele, und wir werden weiter wachsen“, sagt Riah Knight.

Das Projekt will die Heterogenität der Sinti- und Roma-Communities zeigen und den individuellen Beitrag zur Gesellschaft der beteiligten Künstlerinnen wertschätzen. RomnjaJazz ist daher auch ein Mittel gegen die alltägliche und allgegenwärtige Abwertung von Sinti und Roma. „Romnja“ steht für die weibliche Pluralform der Selbstbezeichnung. Tayo Awosusi-Onutor sagt dazu: Viele der musikalischen Beiträge von Sintizzi* und Romnja* sind in der Öffentlichkeit nicht sichtbar. Daher freue ich mich besonders gemeinsam mit zwei Schwestern und Kolleginnen Teil des RomnjaJazz-Projekts zu sein. Ich denke, dies ist ein ganz besonderes Projekt. Mensch darf gespannt sein!“

Weitere Informationen und Bildmaterial unter www.romnjajazz.com.

Biographien der beteiligten Künstlerinnen:

Tayo Awosusi-Onutor (c) RomaTrial / Stephanie Ballantine

 

Die Afro-Sintezza deutsch-nigerianischer Herkunft Tayo Awosusi-Onutor singt mit einer warmen Soulstimme und liefert eine coole Mischung aus Soul, RnB, Jazz und Musik der Sinti und Roma. Beide Elternteile der Künstlerin sind in der Funk & Soul Musik zuhause, die die musikalische Grundlage für Tayos künstlerischen Hintergrund bilden. Bereits im Alter von 9 Jahren hatte sie ihren ersten Gastauftritt mit der Funky Breeze Band, die die Vorband der Ohio Players war, und teilte die Bühne mit der Soul-Legende Chaka Khan. Tayo hat mit Künstler*innen wie Ferenc Snétberger, Mariah Carey und Sarah Connor zusammengearbeitet. In ihrer Live-Performance zeigt sie die verschiedenen Facetten, die sie auf natürliche Weise verkörpert.

 

Riah Knight (c) RomaTrial / Stephanie Ballantine

Riah Knight wurde in Sussex, England, geboren, und wird durch Berliner Kritiker*innen als „die blonde

Amy Winehouse“ bezeichnet. Als britische Romnja wuchs sie inmitten der Roma-Bürgerrechtsbewegung auf. Wie sie selbst sagt, spielt sie Jazz Inspired, Downtempo und Original Soul, geprägt von ihrem heißblütigen Gesang, ihren stimmungsvollen Texten und einem Hauch von Folk. Sie schreibt und tritt seit zwölf Jahren als Singer und Songwriterin auf, unter anderem in Institutionen wie dem Notre Dame, dem British House of Parliament, dem Brighton Dome und dem London Roundhouse. Derzeit arbeitet sie als Schauspielerin und Musikerin am Maxim Gorki Theater. Sie ist in den Theaterstücken „Roma Armee“ (Eröffnungsstück der Spielsaison 2017) und „Yes but No“ (Eröffnungsstück der Spielsaison 2018) zu sehen.

 

Die Sängerin und Komponistin Matilda Leko ist mit Rhythmen des Balkans und der Musik der Roma aufgewachsen. Die gebürtige Wienerin mit serbischen und Roma-Wurzeln begann schon früh in ihrem Leben mit verschiedenen Musikrichtungen zu experimentieren: von den Klängen ihrer Heimat über Pop, Rock, Soul bis hin zum Jazz. Sie studierte Jazzgesang in Wien und war eine der ersten Sängerinnen in Österreich, die Balkanmusik mit Jazz verschmolz, und eine der ersten, die dieser Musik einen neuen Klang verlieh. Matildas Musik ist authentisch, grenzüberschreitend und nicht auf ein Genre oder eine Richtung beschränkt. Ihre Kompositionen sind dezent mit ethnischen Motiven akzentuiert, sie fordern und unterstreichen ihre ungewöhnlichen und kreativen Improvisationen. Zu ihrem Repertoire gehören auch selbst komponierte ironische, politische Wiener-Lieder. Ihre Stimme ist bluesig, soulig und sehr vielseitig, die sie wie ein Instrument benutzen kann, wenn sie improvisiert.