Und plötzlich war der Himmer über Berlin blutrot
Lesung und Musik
„Am Morgen, den 9. November, war plötzlich der blasse Berliner Winterhimmel blutrot. Morgens in meiner Grunewald-Wohnung von der unglaubhaft scheinenden Nachricht geweckt, dass die unscheinbare Privatsynagoge in der Nachbarschaft angesteckt sei und von untätiger Polizei und Feuerwehr bewacht werde, eilte ich heraus. Der alte, mir wohlbekannte Polizist an der Zufahrt sagte mir leise, mit Widerwillen in der Stimme, auf meine Frage: ‚Wir passen hier nur auf die Feuerwehr auf‘. Ich wusste genug.“
So beschreibt der Jurist, Dr. Ernst Marcus, den Morgen nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938. Gleich am selben Tag versucht er erfolglos die Gewalt durch seine politischen Verbindungen zu stoppen. Stattdessen wird er einige Tage später selbst durch die Gestapo verhaftet und als Jude im KZ Sachsenhausen interniert. Er erwirkt eine Freilassung und flieht in das damalige Palästina, wo er den Krieg überlebt.
84 Jahre später liest seine Enkelin Hannah Marcus aus seinem Bericht, der in der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel aufbewahrt wird. Seine hautnahen Schilderungen ergänzt Prof. Dr. María do Mar Castro Varela(Alice Salomon Hochschule Berlin) um einen historischen Kontext. Unter der Moderation von Dr. Massimo Perinelli sprechen sie anschließend u.a. über den Sinn der Erinnerungspolitiken im heutigen Deutschland.
Musikalisch begleiten die Veranstaltung Netta Shahar, Komponistin und Gesangkünstlerin, und Eran Zehavi, Pianist.
Gefördert aus den Mitteln der Partnerschaft für Demokratie – Demokratie in der Mitte.
Freier Eintritt