Fachtagung: Antiziganismus – Nachholbedarf des deutschen Bildungssystems

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Antiziganismus:
Nachholbedarf des deutschen Bildungssystems

Fachtagung zu rassismuskritischen Bildungsstrategien für mehr Gleichberechtigung

15. September 2021
9:00 – 16:00 Uhr

Tagungshaus Alte Feuerwache
Axel-Springer-Straße 40-41, 10969 Berlin

Sowie im Livestream

2011 forderte die EU ihre Mitgliedsstaaten dazu auf, die Diskriminierung von Sinti und Roma zu bekämpfen, insbesondere im Bereich der Bildung. Zehn Jahre später hat sich aber nur wenig geändert – das zeigen aktuelle Studien:

  • Eine „Selbstreflexion des Bildungssystems hinsichtlich des darin verankerten institutionellen Rassismus“ gegenüber Sinti* und Roma*, „bleibt aus“, stellte die Unabhängige Kommission Antiziganismus des Bundestags im Mai 2021 fest.
  • In der Bildungsstudie von RomnoKher von 2021, für die 600 Sinti* und Roma* in Deutschland interviewt wurden, berichten 60 Prozent von Diskriminierungen an der Schule.
  • Und Antiziganismus als Unterrichtsthema, schreibt das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung 2020, bleibt „in der überwiegenden Zahl der Schulbücher unerwähnt“.

Bis zur Überwindung der jahrhundertealten Diskriminierung ist es also noch ein langer Weg. Ein Meilenstein dafür war das 2014 erschienene „Methodenhandbuch zum Thema Antiziganismus“ für die (außer)schulische Bildungsarbeit. Seitdem entstanden viele weitere Initiativen, Materialien und Bildungsangebote, oft aber ohne aufeinander aufzubauen oder von Erfahrungen bisheriger Antirassismusarbeit zu profitieren.

Die 1. Fachtagung im Rahmen des Projekts „WIR SIND HIER! Bildungsprogramm gegen Antiziganismus“ soll darauf reagieren: Mit Wissenschaftler*innen und anderen Expert*innen aus der Bildungsarbeit gegen Antiziganismus, Antisemitismus, antischwarzen-, antimuslimischen- und antiasiatischen Rassismus etc. wollen wir den aktuellen Wissensstand reflektieren, uns austauschen, voneinander lernen und gemeinsam Strategien und Empfehlungen für die Zukunft rassismuskritischer Bildungsarbeit entwickeln.

Wir freuen uns auf einen persönlichen Austausch vor Ort, der unter strikten Hygienemaßnahmen sowie mit begrenzter Teilnehmendenzahl stattfindet. Eingangsvorträge sowie Abschlussdiskussion werden auch online übertragen.

Für Teilnehmende mit Wohnsitz außerhalb von Berlin ist ein Zuschuss für die Anreise und Übernachtung vorgesehen. Bitte sprechen Sie uns bei der Anmeldung diesbezüglich an.

Informationen zur Anmeldung siehe unten.

Programm

09:00 – 09:30 Ankunft und Anmeldung

09:30 – 09:45 Grußworte

Hamze Bytyçi, Vorstandsvorsitzender von RomaTrial e.V.
Katarina Niewiedzial, Beauftragte für Integration und Migration
Sandra Viehbeck, Leiterin des Referats Integration und Vielfalt im Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend

09:45 – 11:00 Inputvorträge
Zur historischen Dimension des Antiziganismus im Bildungsbereich

Dr. Frank Reuter, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg

Befunde der Unabhängigen Kommission Antiziganismus zum Thema Rassismus gegen Roma* und Sinti* im Bildungssystem sowie zur Repräsentationen von Sinti* und Roma* in Lehrplänen und Schulbüchern
Jana Mechelhoff-Herezi, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus

Auswirkungen von Diskriminierung im Bildungsbereich auf Sinti* und Roma*

Alexander Diepold, Geschäftsführer von Madhouse gGmbH München und Geschäftsführer der Hildegard-Lagrenne-Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland

11:00 – 11:15 Pause

11:15 – 12:45 Workshops

  1. Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus in der SchuleMurat Akan, Bildungsreferent der KIgA Berlin (Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus)
    Kasm Cesmedi (tbc), Lehrer und AktivistNach einem kurzen Input zum Umgang mit Antiziganismus und Antisemitismus in der Schule sind die Teilnehmenden eingeladen, über ihre Ansätze zur Bekämpfung von Rassismus im Schulsystem, zur Sensibilisierung der Lehrkräfte, zum Umgang mit Rassismus im Klassenraum sowie zum Rassismus als Unterrichtsthema zu diskutieren, sich zu vernetzen und gemeinsam Best Practices und Empfehlungen an Adressat*innen ihrer Wahl auszuarbeiten.
  2. Außerschulische Bildung gegen Antiziganismus, Antisemitismus und RassismusElisa Schmidt, freiberufliche Referentin für außerschulische Bildung
    Ben Manuš Liehr, freiberuflicher Referent für außerschulische BildungIn einer kurzen Einführung wird ein Überblick über bisher erarbeitete Methoden und Materialien zur außerschulischen Bildung gegen Antiziganismus gegeben – einschließlich einer kurzen, kritischen Reflexion des ersten, 2014 herausgegebenen Methodenhandbuchs gegen Antiziganismus. Anschließend können die Teilnehmenden Themen wie ihre eigenen Sensibilisierungsmethoden gegen Rassismus, Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen oder Erreichung von ihren Zielgruppen vorstellen und diskutieren sich vernetzen und gemeinsam Best Practices und Empfehlungen an Adressat*innen ihrer Wahl ausarbeiten.
  3. Rassismus gegen Roma* und SintiAntisemitismus und Rassismus in der (Aus-)Bildung pädagogischer FachkräfteLeah Carola Czollek, Leiterin des Instituts Social Justice & Radical Diversity
    Prof. Dr. Gudrun Perko, Professorin an der Fachhochschule PotsdamNach einem Input zum Social Justice und Diversity Training, das Intersektionalität als Diversitymodell und Strukturanalyse von Diskriminierung und Exklusion einschließt, sind die Teilnehmenden eingeladen zum Thema der Verbesserung der (Aus-)Bildung pädagogischer Fachkräfte bezüglich Sensibilisierung für Rassismus, Antisemitismus und Rassismus gegen Sinti* und Roma* zu diskutieren, sich zu vernetzen und gemeinsam Best Practices und Empfehlungen an Adressat*innen ihrer Wahl auszuarbeiten.
  4. Darstellung von Sinti* und Roma* sowie Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus in SchulbüchernProf. Dr. Riem Spielhaus, Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch am Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung und Professorin für Islamwissenschaft an der Georg-August-Universität GöttingenNach einer Vorstellung jüngster Studien des Georg-Eckert-Instituts zu den Themen Darstellungen von Sinti* und Roma* sowie Antiziganismus in Schulbüchern und Lehrplänen sind die Teilnehmenden eingeladen zum Thema Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus in Schulbüchern zu diskutieren, sich zu vernetzen und gemeinsam Best Practices und Empfehlungen an Adressat*innen ihrer Wahl auszuarbeiten.

12:45 – 13:30 Mittagspause

13:30 – 14:00 Theaterstück der Jugendgruppe WIR SIND HIER!

Fünfzig Jahre nach der Entstehung der weltweiten Emanzipationsbewegung der Roma* fragt sich die junge Generation in ihrem Forum-Theaterstück: „Und, was hat’s gebracht?“. Das erst 2012 eingeweihte Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas ist durch den S-Bahn-Bau akut bedroht, Rechtsterroristen bringen Roma* und Sinti* in Deutschland um. Die Jugendlichen suchen gemeinsam mit dem Publikum Ansätze, wie der heutige Antiziganismus bekämpft werden kann.

14:00-15:30 Abschlusspanel

Wissenstransfer aus den Workshops mit den Referent*innen.

15:30 – 16:00  Get-together

Anmeldung

Anmeldung unter: merle.weissbach@romatrial.org

Anmeldefrist: 12. September 2021

Wir bitten um Angabe der folgenden Informationen:

  • Name, Vorname:
  • Adresse: E-Mail oder Telefonnummer
  • Name der Institution (falls vorhanden)
  • Funktion/Beruf
  • Benötigter Zuschuss zu Reisekosten: JA/NEIN
  • Wahl des Workshops:
    • 1. Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus in der Schule
    • 2. Außerschulische Bildung gegen Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus
    • 3. Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus in der (Aus-)Bildung pädagogischer Fachkräfte
    • 4. Darstellung von Sinti* und Roma* sowie Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus in Schulbüchern

Bitte beachten Sie, dass lediglich Getestete (mit tagesaktuellem Testnachweis), Genesene oder Geimpfte Zugang zur Fachtagung haben. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!


*Ihre Kontaktdaten benötigen wir im Rahmen der Kontaktpersonen-Nachverfolgung bei SARS-CoV-2-Infektionen. Sie werden nach vier Wochen nach der Veranstaltung gelöscht.

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