Ágnes Daróczi
Ágnes Daróczi, geboren 1954 in Berettyóújfalu/Ungarn, kämpfte bereits als Siebzehnjährige für die Rechte der Roma. Als Journalistin und Minderheitenforscherin versucht sie, die Gleichstellung von Roma in Ungarn und Europa voranzutreiben. Sie initiierte die erste Roma Kunstausstellung und publiziert über die Verfolgung und Ermordung der ungarischen Roma im Zweiten Weltkrieg. Bei unserem Treffen am Budapester Roma Holocaust Denkmal spricht Ágnes Daróczi über den Antiziganismus in Ungarn, die Missachtung europäischer Werte und ihre Wünsche für die nächste Generation. Ágnes Daróczi, born in Berettyóújfalu/Hungary in 1954, has been fighting for Roma rights ever since she was 17. As a journalist and scientific researcher of minority issues, she fights for the equality of Roma in Hungary and in Europe. She initiated the first Roma art exhibition and publishes on the persecution and murder of Hungarian Roma during the Second World War. When we met her at the Roma Holocaust Memorial in Budapest, Ágnes Daróczi talked about antiziganism in Hungary, the disregard for European values and her hopes for the next generation.
Brüder Prizreni
Die Brüder Prizreni stammen aus einer kosovarischen Roma-Familie, die Ende der 1980er Jahre nach Deutschland kam. Hikmet wurde 1981 in Priština, Kefaet 1984 in Prizren geboren. Selami kam 1989 bereits in Essen zur Welt. Sie schlugen eine Karriere als Hip-Hop-Sänger ein. Kurz vor dem Vertragsabschluss für ihr erstes Album wurden Kefaet und Selami jedoch in den Kosovo abgeschoben. Als Roma massiv angefeindet, schlugen sie sich fünf Jahre lang völlig mittellos durch. Nach dem Ende ihrer Einreisesperre kehrten sie nach Hause zurück. Nach Essen. Kurz darauf wurde Hikmet verhaftet, er sollte ebenfalls abgeschoben werden. Alle drei leben derzeit mit einer sogenannten Duldung, die monatlich erneuert werden muss. Wir filmten Kefaet und Selami bei ihrem Soli-Konzert für die Befreiung ihres Bruders.
The brothers Prizreni are sons of a Roma family who came to Germany at the end of the 80s from Kosovo. Hikmet was born in Priština in 1981, Kefaet in 1984 in Prizren. Selami was born in 1989 in Essen. Together, they launched a career as hip hop artists. However, shortly before the contract for their first album could be sealed, Kefaet and Selami were deported to Kosovo. There, they experienced massive discrimination as Roma and lived in deep poverty for five years. After the time in which they were not allowed to re-enter Germany expired they came back home, to Essen. Shortly afterwards Hikmet was arrested – he was to be deported, too. All three of them live with the status »tolerated«, their residential permit has to be renewed every month. We filmed Kefaet and Selami at the concert organised for the release of their brother.
Gianni Jovanovic
Gianni Jovanovic wurde als Kind von Flüchtlingen 1972 in Deutschland geboren. Er ist Vater, Großvater, Ehemann, Unternehmer und Aktivist. Seine frühe Biographie ist von Diskriminierung und Angst vor Abschiebung geprägt. Im Alter von 14 Jahren wurde er von seinen Eltern mit einer Romni verheiratet, mit 16 wurde er Vater. Einige Jahre später outete er sich als schwul. Seit über zehn Jahren lebt er mit seinem Ehemann zusammen. Seine Initiative »Queer Roma« richtet sich an die »Minderheit in der Minderheit«, Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender aus der Roma-Community. Wir besuchten ihn zu Hause in Köln, um mit ihm über seine Erfahrungen mit Diskriminierung als schwuler Rom und über sein Lebensgefühl zu sprechen.
Gianni Jovanovic was born in Germany into a family of refugees in 1972. He is a father, a grandfather, a husband, an entrepreneur, and an activist. His early life is characterized by discrimination and the fear of deportation. At the age of 14, he was forced by his parents to marry a Romni, and with 16 he became a father. A few years later he outed himself as gay. He has lived together with his husband for over ten years now. His initiative »Queer Roma« is aimed at the »minority inside the minority«: lesbians, gays, bisexuals and transgender people in the Roma community. We visited him at his home in Cologne to talk about his experiences with discrimination as a gay Rom and about his attitudes in life.
Janko Lauenberger
Janko Lauenberger kam 1976 als Kind einer alteingesessenen Berliner Musikerfamilie zur Welt. Er erhielt früh eine musikalische Ausbildung, einer seiner Lehrer war der Gitarrenvirtuose Ferenc Snétberger. Janko Lauenberger wurde Leadgitarrist der Band Sinti Swing Berlin und spielt auch mit wechselnden Musikern. Wir durften ihn zu Hause in Berlin besuchen. Er erinnert sich an den täglichen Schulhofterror, wie er sich zur Wehr setzte, und wie er seines Glaubens an eine gute DDR beraubt wurde. Einzig wirksames Mittel gegen den Antiziganismus in seinen Augen: die Aufklärung in den Schulen.
Janko Lauenberger was born into a Berlin musical dynasty in 1976. He enjoyed an early musical education, one of his teachers was the guitar virtuoso Ferenc Snétberger. Janko Lauenberger plays lead guitar in the band Sinti Swing Berlin and performs with other musicians too. We visited him at his home in Berlin. He talks about the daily terror in the schoolyard, how he defended himself and how he lost his faith in the GDR. According to him, the only medicine against Antiziganism is education.
Jozef Miker
Jozef Miker kam 1965 in Sobrance in der Ostslowakei zur Welt. Als er zwölf war, zog seine Familie aufgrund besserer Arbeitsmöglichkeiten ins westböhmische Grenzgebiet der damaligen Tschechoslowakei. Er absolvierte eine Ausbildung zum Mechaniker und arbeitete bis 2011 im Bergbau. Dann musste er die Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Jozef Miker engagiert sich seit über 20 Jahren gegen Rechtsextremismus und Rassismus. 2012 gründete er den Verein Konexe. Wir besuchten mit ihm das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Lety. Seit 1971 ist auf dem Gelände eine Schweinemastanlage in Betrieb. Jozef fühlt sich dem Kampf gegen diese unwürdige Nutzung und für eine angemessene Erinnerung an die dort ermordeten Roma – darunter auch Menschen aus seiner Familie – verpflichtet.
Jozef Miker was born in the Eastern Slovakian town of Sobrance in 1965. Looking for better work opportunities, his family moved to the West Bohemian border region in what was then Czechoslovakia. He absolved a training as a mechanic and worked in the mining industry until 2011 when he was forced to quit due to health problems. Josef Miker has been an activist against racism and right wing extremism for over twenty years. In 2012, he founded the Konexe organisation. Together with him we visited the premises of the former concentration camp Lety. Since 1971 there has been a pig farm there. Josef feels an obligation to campaign against this unworthy use and to fight for a decent commemoration to honour the Roma who were killed in the camp – including members of his family.
Mano Höllenreiner
Mano Höllenreiner wurde 1933 geboren und wuchs in Bayern auf. 1943 wurde die Familie Höllenreiner in das Lager für Sinti und Roma im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. Wir haben ihn zu Hause in Mettenheim besucht. Mano Höllenreiner berichtet von der Haft im Lager und vom dortigen Widerstand der Sinti gegen die SS. Zur Verbesserung der Situation der Sinti und Roma heute hält er eine gute Bildung der Kinder für das Wichtigste.
Mariana Roman
Mariana Roman kam 1990 in Rumänien zur Welt. Seit zwei Jahren leben sie, ihr Mann und ihre zwei Kinder in Berlin. Wir trafen sie im Interkulturellen Theater Zentrum Berlin. Sie erzählt von der Ausgrenzung, die sie als Romni in der Schule erlebte, und von der Armut, die ihre Kindheit prägte. Mariana Roman kam nach Deutschland, weil sie für ihre eigenen Kinder eine bessere Zukunft wünscht. Der Anfang war schwer. Als Romni war sie auch hier nicht willkommen. Doch allmählich hat sich ihr Leben verändert.
Mariana Roman was born in Romania in 1990. She moved to Berlin with her husband and her two children two years ago. We met her in Berlin’s Intercultural Theatre Centre. She talks about the exclusion she experienced as a Romni in school and about the poverty of her childhood. Mariana Roman came to Germany because she hoped for a better future for her children. The beginning was difficult. As a Romni, she wasn’t welcome here either. But gradually, her life has changed.
Nizaqete Bislimi
Nizaqete Bislimi, geboren 1979 in Lipjan/Kosovo, floh 1993 nach Deutschland. Als »Geduldete« war sie jahrelang von Abschiebung bedroht. Erst 2006 – sie hatte bereits ihr erstes juristisches Staatsexamen in der Tasche – erhielt sie eine Aufenthaltserlaubnis. Als Anwältin für Ausländerrecht vertritt sie heute Mandanten aus aller Welt, darunter auch Roma. Wir besuchten sie in ihrem Essener Büro. Nizaqete Bislimi erklärt, wie sich Antiziganismus äußert, warum sie Anwältin wurde, und was die seit 2014 verschärfte Rechtslage (»sichere Herkunftsstaaten«) für sie bedeutet.
Nizaqete Bislimi, born in 1979 in Lipjan/Kosovo, fled to Germany in 1993. Having only the residence status »tolerated«, she was on the verge of being deported for years. It was only in 2006, after she passed her state exam in law, that her residence status was settled. As a lawyer specializing in German law on aliens she now represents clients from all over the world, including Roma. We visited her at her office in Essen. Nizaqete Bislimi explains how antiziganism manifests itself, why she became a lawyer and what the legal situation that has been made much stricter since 2014 (“safe countries of origin”) means for her.
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