PRESSEMITTEILUNG
Berlin, 24. April 2017
„Ich will nicht das Gleiche durchmachen, was unsere Vorfahren erlebten“
Weltpremiere des Dokumentarfilms JOŽKA am 1. Mai beim goEast Filmfestival in Wiesbaden
JOŽKA ist das 25-minütige Portrait des tschechischen Roma-Menschenrechtlers Jozef Jožka Miker. 31 Jahre Arbeit im Bergbau haben ihn seine Gesundheit gekostet. Er ist nicht mehr arbeitsfähig. Heute widmet er sich ganz dem Kampf für eine bessere, gerechtere Gesellschaft und gegen die Diskriminierung von Roma in Tschechien.
Gegen den Alltagsrassismus
Die fehlende Achtung gegenüber den Roma wird in Jožkas Augen nirgends so sichtbar, wie am Ort der Schweinemastanlage, die in den 1970er Jahren am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers für Roma beim südböhmischen Lety erbaut wurde. Ein würdiges Gedenken an die Hunderten Opfer des Genozids an Roma dort ist unmöglich. Die Familie von Jožkas Frau hat in Lety die Hälfte ihrer Angehörigen verloren. Die zahlreichen Versprechungen bisheriger Regierungen, die Situation vor Ort zu verbessern, blieben lediglich Lippenbekenntnisse. Nicht zuletzt dank Förderung der EU prosperiert die Schweinemast weiter. Eszter Hajdú, Regisseurin des international erfolgreichen Dokumentarfilms „Judgment in Hungary” sagt: „Dies ist ein Symbol der immer noch existierenden Entwürdigung und Diskriminierung der Roma. Der Filmprotagonist Jožka kämpft für Gerechtigkeit. Wir sind alle verpflichtet, ihn auf seinem harten Weg zu unterstützen.“
Vielfach macht der Film deutlich, wie hart dieser Weg ist: Bei einer Gedenkveranstaltung in Theresienstadt spricht der Vorsitzende des Tschechischen Verbands der Freiheitskämpfer in aller Selbstverständlichkeit von „Millionen von Wirtschaftsmigranten“, die „unser soziales und wirtschaftliches europäisches System ausbeuten wollen“. Ein Passant hält die Anlage in Lety für legitim, da aus den Steuereinnahmen aus der Schweinemastfabrikdie Sozialleistungen bezahlt würden, von denen die vielen „Zigeuner“ lebten. Jožka erzählt die Geschichteseiner ersten großen Liebe. Sie endete mit dem raschen Wegzug der Familie seiner Freundin, der verhindern sollte, dass die Tochter mit einem Rom ausgeht.
Hoffnung stirbt zuletzt
Trotz der zahllosen Rückschläge verliert Jožka niemals seinen Optimismus, trotz des ständig schmerzenden Rückenleidens behält er eine geradezu ansteckende Lebensfreude. Letztendlich ist es Jožka, der anderen immer wieder Hoffnung gibt – etwa beim Besuch des Berliner Mahnmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. Es wurde vor fünf Jahren direkt gegenüber dem Deutschen Bundestag eröffnet. Ein einziger lakonischer Kommentar mit Blick auf die Fahne der Europäischen Union am Reichstag bringt seine Gefühle auf den Punkt: „Hitler würde sich im Grab umdrehen“.
Der Regisseur Hamze Bytyci, selbst Rom aus Berlin mit kosovarischen Wurzeln, stellt fest: „JOŽKA ist vor allem das Portrait eines Menschen, der stolz darauf ist, Rom und Rekordhalter im Bedienen von Bergbaugroßmaschinen zu sein. Er ist das Portrait eines unermüdlichen Kämpfers, der seinen Kampf unbeirrbar, doch ohne jede Verbitterung führt; eines Mannes, der gerne kocht und selbst herzlich lacht über seine Idee, die tschechischen Roma für den Boykott von Schweinefleisch zu gewinnen.“
JOŽKA
Tschechien, Deutschland 2017 / 25 Min
Regie: Hamze Bytyci
Weltpremiere beim goEast Festival
Montag, 1. Mai 2017, 13:30 Uhr
Caligari FilmBühne
Marktplatz 9, 65183 Wiesbaden
JOŽKA ist Teil von OPPOSE OTHERING! – einem Projekt des Deutschen Filminstituts und des goEast Festivals des osteuropäischen und mitteleuropäischen Films mit finanzieller Unterstützung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“, kofinanziert vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und unterstützt durch das Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas.
Kontakt
RomaTrial e.V.
Veronika Patočková
E-Mail: veronika.patockova[at]romatrial.org
Die Pressemitteilung gibt’s hier zum Herunterladen.
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