Berlin, 13. Januar 2016
Im Januar 2016 starten wir unsere Balkan-Reise mit dem internationalen Theaterprojekt Journey / Drom. Während der ersten Jahreshälfte legt unser künsterisches Team die Strecke von der nordserbischen Stadt Novi Sad (Juni) über Budapest (Januar) bis nach Berlin (April) zurück und recherchiert wahre Geschichten von asylsuchenden Roma aus dem Balkan, für die dieser Weg oft den einzigen Zugang zum Westeuropa darstellt. Es sind 1.050 Kilometer, die viele in überfüllten und unsicheren Fahrzeugen oder gar zu Fuß absolvieren, ihr Zuhause, ihre familiären und persönlichen Wurzeln verlassen und einen erhofften menschenwürdigen Neuanfang im Unbekannten wagen. Das während der geplanten Künstlerresidenzen entwickelte Theaterstück lässt die Roma auf der Bühne selber zu Wort kommen: Vor welchen Umständen flüchten sie, mit welchen Schwierigkeiten haben sie auf dem Weg zu kämpfen, welche Träume haben sie – und was ist daraus geworden? Aus einer authentischen Perspektive und weit entfernt von der klischeehaften und entmenschlichenden Flüchtlingsdebatte werden wahre, individuelle Geschichten von Flucht und Hoffnung in Wort, Bild, Bewegung und Musik erzählt.
Unser Ziel ist es dabei, durch das kreative Engagement und durch die Zusammenarbeit von Roma- und Nicht-Roma-Künstler_innen aus Deutschland, Serbien und Ungarn eine neue spaltenübergreifende, multikulturelle künstlerische Ästhetik zu entwickeln, und dadurch das Kulturangebot Berlins und anderer europäischen Städte zu ergänzen.
Darüber hinaus schaffen wir ein neues Netzwerk von Roma- und Nicht-Roma-Künstler_innen über die Grenzen der beteiligten Länder hinaus, womit wir ihnen neue Türen zu anderen zukünftigen Kooperationen der freien Szene aufmachen wollen.
Journey / Drom erforscht die Poetik und Politik der Migration von Roma mit einem besonderen Augenmerk auf die gegenseitigen künstlerischen und kulturellen Einflüsse, und trägt damit zur ästhetischen Diskussion bei. Durch das Projekt erhöhen wir in ihrer eigenen Erzählweise das öffentliche Bewusstsein für die Geschichten der Roma, um ein besseres Verständnis und eine bessere Repräsentation dieser Minderheit zu erreichen.
Die erste Residenz, während der Geschichten von Migration, Heimat und Abschiebung gesammelt und ausgewertet werden, findet vom 26.01. bis zum 05.02. in Budapest statt. Die erste öffentliche Präsentation findet als szenische Lesung dank der finanziellen Unterstützung für interkulturelle Projekte der Berliner Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten am 8. April 2016, am Internationalen Tag der Roma, im Studio Я, statt.
Das Projekt wurde vom Per Aspera e.V. (Berlin) initiiert und wird in Zusammenarbeit mit RomaTrial e.V., Kulturanova (Novi Sad), Pro Progressione (Budapest) durchgeführt und von der Allianz Kulturstiftung sowie durch das Programm Szenenwechsel der Robert-Bosch-Stiftung finanziert.