Nachdem das Hilton-Zimmer 437 im Oktober und November zum 25. Jubiläum der deutschen Einheit in die ehemalige DDR nach Eberswalde und Cottbus eingeladen wurde, kehrt es nach einem guten halben Jahr ins Maxim Gorki Theater zurück, um am 17. und 18. November beim 2. Berliner Herbstsalon im Rahmen von zwei Veranstaltungen unter dem Titel #Antiziganist_IN Hilton 437 weitere Diskussionen zu entfachen und Geschichten zu erzählen.

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Am Dienstag, den 17.11., präsentiert der Medienpartner Radio Corel eine politische Diskussion mit Rudko Kawczynski über gute und schlechte Flüchtlinge. Den Rom (ist gleich – Mann) mit Hut und Mantel und einem mobilen Telefon im Aktenkoffer begegnete Hamze das erste Mal 1990 im Kirchenasyl in Tübingen, wo er als 8-Jähriger die Feiertage zwischen Weihnachten und Silverster mit seiner Familie verbrachte. Seitdem stellt Rudko Kawczynski für Hamze einen Archetyp eines Roma-Bürgerrechtlers dar, der nicht nur mittels Hungerstreiks, Besetzungen und Blockaden gegen die Abschiebungen von Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien und für die Aufarbeitung des Roma-Holocaust kämpfte. In einem Zeitungsinterview gab er vor einigen Wochen seine Absicht öffentlich, gegen das neue, am 16.10. durch den Bundestag verabschiedeten Asylverschärfungsgesetz zu klagen. Nicht nur darüber wird er ab 18 Uhr mit Hamze Bytyci und dem Publikum diskutieren.

Am Mittwoch, den 18.11., wird gemeinsam mit den Gästen – den zeitgenössischen Roma-Künstlern Delaine und Damian Le Bas, und dem Roma-Aktivisten und dem Pionier der Roma-Homosexuellen-Bewegung Gianni Johannes Jovanovic – die Frage aufgeworfen, ob „wir nicht alle ein bisschen Çaçele“ sind. Gemeint ist damit die bei der Neuköllner Jugend geläufige Bezeichnung für Roma, eine Gruppe von Menschen, in der Gesellschaft als bunt und doch sehr homogen wahrgenommen wird. Und wenn wir alle bunt sind, sind wir doch auch alle ein bisschen homo, trans oder queer – oder doch nicht? Und wer sind eigentlich WIR, wer sind Roma-Künstler? Weder „die Roma“, noch die Akteure auf der Bühne wollen sich von außen definieren lassen, sie nehmen sich selbst die Freiheit, ihre Körper und Identität so zu definieren und zu gestalten, wie sie wollen.

Delaine und Damain Le Bas sind zwei britische Roma-Traveller-Künstler, die als Künstler-Duo, aber auch als Einzelkünstler weltweit ausstellen und performen. Zu ihren bekanntesten Werken gehört das Werk Paradise Lost, das 2007 bei der Biennale in Venedig ausgestellt wurde, oder die evoluitonäre Installation Safe European Home, die bereits in Wien, Berlin, Dresden, Dublin und Kopenhagen Stationen hatte und an diesen Ort jedes Mal neue Impulse und Elemente aufnahm.

Der Kölner Rom Gianni Johannes Jovanovic war gerade 18, als entschieden wurde, das er eine Frau heiraten und Vater werden soll. Inzwischen ist er selber Großvater, lebt offen schwul und setzt sich gegen die doppelte Stigmatisierung von homosexuellen Roma und Sinti ein.

#Antiziganist_IN Hilton 437

Dienstag, 17.11.2015
Guter Flüchtling – böser Flüchtling

Mittwoch, 18.11.2015
»Sind wir nicht alle ein bisschen Çaçele«

jeweils um 18 Uhr im Foyer des Gorki-Theaters, Dorotheenstraße 9, 10117 Berlin.

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