Das ADOLF-REICHWEIN-MOBIL ist ein medienpädagogisches Vehikel zur Förderung rassismuskritischer Arbeit mit Schüler_innen in Berlin, Brandenburg und Sachsen. Das Fahrzeug ist einerseits ein reales Transportmittel, das Workshopleiter und Materialien zu den Schüler_innen bringt. Andererseits steht es symbolisch für eine bunte und tolerante Gesellschaft, da seine Inhalte sowie seine Oberfläche von Schüler_innen mit Migrationshintergrund, insbesondere von Roma aus Berlin-Neukölln, ausgearbeitet werden und deren Arbeiten nach außen tragen.
Hintergrund
Das Projektvorhaben basiert auf einem Konzept des Medienpädagogen und Widerstandskämpfers Adolf Reichwein, der differenzierte didaktische Methoden zum Medieneinsatz im Unterricht entwickelte. Das „Adolf-Reichwein-Mobil gegen Rassismus“ bietet Antirassismusworkshops – mit dem verstärkten Fokus auf Antiziganismus – von verschiedenen Formaten mit unterschiedlicher Dauer an Schulen an, in die fast gleichaltrige Roma-Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund als Experten für Rassismus-Fragen einbezogen werden.
1. Projektphase
In der ersten Projektphase drehen Jugendliche aus der Adolf-Reichwein-Schule (Roma aus Rumänien oder den Balkan-Staaten, neu angekommene Geflüchtete, Jugendliche der 2. oder 3. Generation…) kurze Videoclips, in denen sie über ihre Migrations-, Diskriminierungs- oder Inklusionserfahrungen berichten, ihre Familie interviewen oder ihr Umfeld vorstellen. Sie können aber auch selbst hinter der Kamera stehen und ihr Umfeld rassismuskritisch betrachten und beispielsweise Passanten nach ihren Einstellungen gegenüber Migranten/Roma/Muslime/Geflüchteten interviewen. Dabei soll auch eine Fotodokumentation für eine (online) Ausstellung entstehen. Zugleich erarbeiten sich die Jugendlichen Themen und Geschichten, über die sie gerne mit anderen Jugendlichen in der 2. Projektphase reden möchten und erhalten ein Argumentationstraining sowie Hintergrundwissen über Mechanismen von Rassismus und Ausgrenzung für den späteren Kontakt mit gleichaltrigen Schüler_innen. Gemeinsam mit einem Graphiker entwickeln sie Motive aus dem Leben und der Philosophie von Adolf Reichwein, kombiniert mit ihren persönlichen Motiven, mit der das Reichwein-Mobil beklebt wird. Damit erhält das Mobil eine unverwechselbare Optik, die als Wiedererkennungsmerkmal funktioniert.
2. Projektphase
In der zweiten Projektphase werden die Ergebnisse der ersten Projektphase bei Rassismus kritischen Trainings an Schulen in Berlin, Brandenburg und Sachsen verwendet, in die auch ausgewählte Jugendliche der Adolf-Reichwein-Schule als Referenten eingebunden werden. Es werden fünf verschiedene Module angeboten, die unterschiedliche Methoden beinhalten und die unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Grundlage ist allerdings für alle gemeinsam: Aus Berlin reist ein zweiköpfiges (Medien- und/oder Theater-)Pädagogenteam mit Vertretern von Jugendlichen, die in der ersten Projektphase kurze Videos und andere Präsentationen entwickeln und bei den Workshops in der Rolle von Expert_innen auf dem Gebiet Antirassismus und Migration auftreten an. Sie präsentieren ihre Projektergebnisse und stehen den Schüler_innen im Laufe des Workshops für ihre Fragen zur Verfügung. Mit der Präsentation wird jedes Modul eröffnet, wobei die direkten Erfahrungen der Jugendlichen auch den Einstieg ins Thema bilden und mit einer ersten kleinen Aufgabe wie „Was waren Davids Schwierigkeiten in den ersten Wochen/Monaten nach der Ankunft in Deutschland?“ „Aus welchen Gründen verließ seine Familie das Heimatland“ verbunden werden.
Das Projekt wurde mit dem TakeOff Award 2016 für Bildung ausgezeichnet. Wir danken ganz herzlich dem Organisator des TakeOff Awards, dem Holiday Inn Berlin Airport, sowie den Förderern des Preises für Bildung, den VIER FREUNDEN!
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