1. April 2021

Am 8. April 2021 wurde in der Tageszeitung taz ein Artikel von unserem Vorsitzenden Hamze Bytyci veröffentlicht, in dem er anlässlich des 50. Jubiläums des Ersten Welt-Roma*-Kongresses eine Bilanz hinter den vergangenen 50 Jahren der weltweiten Emanzipationsbewegung der Roma* – durch den Kongress begründet – gezogen hat. Der gesamte Artikel ist als eine künstlerisch gestaltete, teilweise satirische Polemik zu verstehen: Der Erste Welt-Roma*-Kongress wird mit Szenen aus dem Roman Harry Potter verglichen, der Kampf gegen Antiziganismus wird dem Kampf gegen Lord Voldemort gegenübergestellt, die Hymne und die Fahne der Roma*, die von dem Kongress 1971 beschlossen wurden, werden als „Zaubertricks“ bezeichnet.

Der Artikel kritisiert die Zersplitterung der weltweiten Bewegung der Roma* – unter anderem die mangelnde Solidarität zwischen verschiedenen Roma*- und Sinti*-Communities in Deutschland, die unterschiedlich lange in Deutschland leben und sich unter der „allgegenwärtigen rassistischen Struktur der Unterdrückung“ „ihr hart erkämpftes Integrationsmonopol nicht nehmen lassen wollen“.

Im Kontext der Bedrohung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas wurde ursprünglich der folgende Satz veröffentlicht: „Nichts Genaues weiß man nicht, aber man munkelt, für drei Silbertaler hat sich der Ansprechpartner der autochthonen Minderheit lumpen lassen.“ Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und dessen Vorsitzender Romani Rose sehen sich durch diesen Satz diffamiert und dem Vorwurf der Bestechlichkeit ausgesetzt.

Der genannte Satz hatte nicht die Absicht, den Zentralrat zu diffamieren – weder direkt noch indirekt – sondern er sollte auf die Tatsache hinweisen, dass es Gerüchte gibt, der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sei bezüglich einer möglichen Beschädigung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas kompromissbereit: Man „munkelt“ eben.

Am 4. Juli 2020 wurde im Tagesspiegel der Artikel „Mahnmal für Sinti und Roma am neuen Ort?“ veröffentlicht, in dem u.a. steht:

„Inzwischen gibt es nach Informationen des Tagesspiegels Überlegungen beim Zentralrat der Sinti und Roma, auf jeden Fall auf den Schutz der Wasserschale zu bestehen, die die Mitte des Mahnmals bildet, und für die Zeit der Bauarbeiten einen anderen Gedenkort zu akzeptieren.“

Durch die öffentlich kommunizierte Bereitschaft des Zentralrats, über das Denkmal zu verhandeln, fühlten wir uns, genauso wie viele Angehörige der Sinti*- und Roma*-Communities, seitens des Zentralrats im Stich gelassen. Auf dieses Gefühl bezog sich die Formulierung „sich für drei Silbertaler lumpen zu lassen“. Allerdings können wir nachvollziehen, dass dieser Ausdruck zu Missverständnissen führen kann. Deswegen stellt Herr Bytyci deutlich klar, dass es nicht seine Absicht war, den Vertreter der deutschen Minderheit im Zusammenhang mit dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas mit dem Vorwurf der Korruption zu diffamieren, sondern eine Stimmungslage abzubilden.

Dass der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma und Herr Rose den durchweg polemisch-satirischen Duktus des Artikels ignorieren und Herrn Bytyci an verschiedenen Stellen (beim Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas, bei der Vorsitzenden und dem gesamten Landesvorstand der Berliner LINKEN, beim Bundesvorstand der LINKEN, bei der Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau – um die uns bekannten Stellen zu nennen) mit Diffamierungsvorwürfen anschwärzen, und dabei auch Unwahrheiten bezüglich eines in der Vergangenheit ausgetragenen und bereits im November 2020 geklärten Konflikts verbreiten, bedauern wir sehr. Es ist uns stets ein Anliegen, trotz Meinungsverschiedenheiten konstruktiv zusammenzuarbeiten, weswegen wir 2015 die Gründung des Bündnisses für Solidarität mit den Sinti und Roma mitinitiert haben, in dem der Zentralrat ebenfalls Mitglied ist.